Rüstungsindustrie in Kiel und Umgebung


Vorwort


Wir leben in einer Zeit in der auf der ganzen Welt Kriege um die Neuaufteilung der Machtverhältnisse geführt werden. Im Namen von Humanität oder zur Prävention vor Terrorismus werden Länder dazu gezwungen, sich bedingungslos der westlichen Werteordnung, sprich: Kapitalismus zu unterwerfen. Mit militärischen Mitteln wird der Zugang zu Rohstoffen, Märkten sowie politische und ökonomischen Machtinteressen in den Ländern der sog. 3. Welt durchgesetzt.

Profiteur dieses Systems ist die hiesige Rüstungsindustrie. Gerade Kiel hat eine beachtliche Anzahl von Firmen dieser Branche und eine Geschichte, die eng mit Militär und Rüstungsproduktion zusammenhängt.

Diese Internetseite soll einen Überblick verschaffen über Rüstungsfirmen in Kiel und Schleswig-Holstein, und über sonstige für die Militärinfrastruktur bedeutende Institutionen sowie militaristische Denkmäler und kann damit Hintergrundmaterial liefern für Aktionen gegen Militär, Kriege und Kapitalismus.
Verantwortlich zu machen sind natürlich nicht nur die Rüstungsfirmen, sondern auch PolitikerInnen aller Parteien in Deutschland. In der Rüstungsindustrie werden die größten Profite gemacht..
Welche Betriebe als Zulieferer für die Rüstungsindustrie angesehen werden können, ist nicht immer eindeutig. Viele Firmen liefern nur teilweise an Rüstungsfirmen und haben große Teile nicht-militärischer Produktion. Es werden nur Firmen aufgezählt, die entweder eindeutig Rüstungsgüter herstellen oder gezielt in militärischen Fachzeitschriften werben oder in ihrer Eigenwerbung mit Kunden der Rüstungsbranche aufwarten oder aber Betriebe, die für die Bundeswehr arbeiten.
Die Aufzählung der Firmen und die dazugehörigen Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für weitere Informationen und Mitarbeit freuen wir uns sehr, wie auch über Kritik, Korrekturen oder Bildmaterial; bitte an unsere E-Mail-Adresse weiterleiten.


Resolutionslied von Bertold Brecht

  1. In Erwägung unsrer Schwäche machtet
    Ihr Gesetze, die uns knechten soll´n.
    Die Gesetze seien künftig nicht beachtet
    in Erwägung, daß wir nicht mehr Knecht sein woll´n.

    In Erwägung, daß Ihr uns dann eben
    Mit Gewehren und Kanonen droht.
    Haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes
    Leben mehr zu fürchten als den Tod.

  2. In Erwägung , daß wir hungrig bleiben,
    Wenn wir dulden, daß Ihr uns bestehlt,
    wollen wir mal feststellen, daß nur Fensterscheiben
    uns vom guten Brote trenne, das uns fehlt.

  3. In Erwägung, daß da Häuser stehen,
    während Ihr uns ohne Bleibe laßt,
    haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen,
    weil es uns in unseren Löchern nicht mehr paßt.

  4. In Erwägung, es gibt zu viel Kohlen,
    während es uns ohne Kohlen friert,
    haben wir beschlossen sie uns jetzt zu holen,
    in Erwägung, daß es uns dann warm sein wird.

  5. In Erwägung es will euch nicht glücken,
    Uns zu schaffen einen guten Lohn,
    übernehmen wir jetzt selber die Fabriken,
    in Erwägung: ohne Euch reicht´s für uns schon.

  6. In Erwägung, daß wir der Regierung,
    was sie immer auch verspricht nicht traun,
    haben wir beschlossen, unter eigner Führung
    uns nunmehr ein gutes Leben aufzubaun.

    In Erwägung: Ihr hört auf Kanonen –
    Andre Sprache könnt Ihr nicht verstehn –
    Müssen wir dann eben, ja, das wird sich lohnen,
    die Kanonen auf Euch drehn!

• Keine Rüstungsproduktion in Kiel !

• Rüstungsexporte stoppen !

• Keine Auslandseinsätze deutschen Militärs !




Geschichte

Die Geschichte der Stadt Kiel ist eng verknüpft mit Militär und Rüstungsbetrieben. Um die Situation der Rüstungsindustrie in Kiel besser zu verstehen, geben wir zunächst einen Geschichtsüberblick.

Kiel hatte im Jahre 1825 etwa 10.000 Einwohner, um die letzte Jahrhundertwende etwa 100.000 Einwohner und im Jahre 1918 schon 250.000 Einwohner. In diesen Zahlen drückt sich aus, wie sehr sich die schnell expandierende Werftindustrie mit ihren Zulieferbetrieben und die Militarisierung Kiels auf die Bevölkerungszahl auswirkte.
Das aktive Militärpersonal betrug im Kaiserreich seit 1865 ca. 9% der Bevölkerung, während dem Krieg waren es etwa doppelt so viel. Im Jahre 1918 waren etwa 50.000 Militärangehörige in Kiel und Umgebung stationiert.

Die drei größten Werften (Kaiserliche Werft, Germaniawerft, Howaldt) beschäftigen 1882 ca. 5.800, 1900 über 11.000 und 1913 fast 17.500 ArbeiterInnen. Dazu kamen jeweils Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie und Infrastruktur.

Kiel entwickelte sich nicht zum Handelshafen, schon früh ließ sich Militär nieder und blockierte einen Ausbau des Hafens für die Handelsschifffahrt. Dies geschah sogar zum Teil gegen den Willen der Stadtregierung. Die Stadt Kiel versuchte im "Wiker Hafenprozeß" 1899 - 1904 den Bau eines Handelshafens am Kanal (Scheerhafen) gegen die Marine durchzusetzen, und verlor.
Entlang der Förde entstanden Militäranlagen. Ein großer Teil des Westufers war vor allem von Kasernen und Militärverwaltung gesäumt, so z.B. die Kasernenstadt in der Wik mit ihren Kriegshafenanlagen (Tirpitz- und Scheerhafen), die Marineakademie (heute Landesregierung)und Wohnhäuser für Offiziere und Beamte militärischer Dienststellen. In Friedrichsort (Kaiserliche Torpedowerkstatt) und entlang des Ostufers entstand die Marinewerftindustrie.

Hier einige Eckdaten der Militärgeschichte in Kiel:
In Kiel gibt aufgrund der Lage es schon seit Jahrhunderten Werften für alle Arten von Schiffen. Und auch die militärische Bedeutung des Kieler Hafens wurde früh entdeckt.
Schon 1631-1637 ließ der dänische König die Seefestung Christianspries (das spätere Friedrichsort) als Flottenstützpunkt anlegen. Links und rechts der Förde entstanden noch weitere Befestigungen, so z.B. in Laboe.
Um 1850 hatte Schleswig-Holstein eine eigene kleine Flotte in Kiel um gegen die Dänen zu kämpfen.
1851 wurde das erste deutsche Militär U-Boot gebaut( der Brandtaucher von Schweffel und Howaldt).
England und Frankreich benutzen im Krimkrieg, 1854/55 Kiel als Hauptstützpunkt gegen Russland.
In den 1860iger Jahren entfaltete sich die Schiffbauindustrie.
1865 errichtete Preußen ein Militärdepot auf dem Westufer. Im gleichen Jahr kaufte Georg Howaldt ein Gelände für seine Werft in Ellerbek, später zog das Unternehmen an die Schwentinemündung.
1867 wurde Kiel Kriegshafen des Norddeutschen Bundes. Die Marinewerft des Norddeutschen Bundes (später des Reiches) entstand auf dem ehem. Gelände von
Howaldt.
Ebenfalls 1867 ließ sich die Norddeutsche Schiffbaugesellschaft in Gaarden nieder, meldete später Konkurs an und wurde 1879 an ein Berliner Unternehmen verkauft, die daraus entstandene Germaniawerft wird dann 1896 von Krupp übernommen.
1871 wurde Kiel Reichskriegshafen des Deutschen Reiches.
Der für das Militär wichtige Nord-Ostsee-Kanal wurde 1895 fertiggestellt.
1899 zog die Kaiserliche Werft nach Gaarden, sie nannte sich später Deutsche Werke.
In den Jahren 1898 und 1900 wurden die Flottengesetze verabschiedet, die die Grundlage für die Aufrüstung der Marine bildeten, die Werften bekamen verstärkt militärische Aufträge.
1914 hatte die Flotte des Deutschen Reiches 350 Schiffe, Kiel war die bedeutendste Marinestation im Deutschen Reich.
Auf die Bedeutung und Hintergründe des Ersten Weltkrieges können wir hier leider nicht eingehen, dasselbe gilt auch für die Zeit des Faschismus. Aus Zeitgründen nennen wir nur die "harten Fakten" die die Stadt Kiel betreffen.
Mit Kriegsbeginn, 1914, wurde über alle Garnisonsstädte der Belagerungszustand verhängt, d.h. der Gouverneur/Militärbefehlshaber hatte die vollziehende Gewalt, war für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit zuständig, also auch für das politische und das Vereinsleben, z.B. erließ er Verordnungen über den Ausschank von Spirituosen, Preise, Anwerbung von Arbeitskräften, ...
Schon im Verlauf des Ersten Weltkrieges gab es in Kiel Demos und Streiks von ArbeiterInnen der Rüstungsbetriebe für bessere Nahrungsmittelversorgung und höheren Lohn, gegen Ende des Krieges hin auch mit Forderungen nach Frieden und Freiheit. Im Januar 1918 streikte 3/4 der Belegschaft der Torpedowerkstätten, als Höhepunkt gab es am 29.1.1918 eine Großdemo auf dem Wilhelmsplatz mit ca. 30.000 TeilnehmerInnen.
Gegen Kriegsende gab es einen geheimen Plan zur letzten großen sinnlosen Seeschlacht, es kam zum Matrosenaufstand in Kiel. Dieser Aufstand griff auf andere Städte über. Es gab viele Versammlungen und Demos, Soldaten- und Arbeiterräten wurden gebildet - diese verloren allerdings schnell wieder an Bedeutung und wurden 1919 aufgelöst. (Die Geschichte der Kieler Matrosen ist natürlich viel komplexer und absolut lesenswert, vgl. Exkurs "Widerstand gegen Militarismus" und Dähnhardt: "Revolution in Kiel" und Klaus Kordon: Die Roten Matrosen – ein Jugendroman zum Thema)
Nach dem 1.Weltkrieg wurde durch den Versailler Vertrag die Größe der Flotte begrenzt. Auch damals schon wurden Werftanlagen demontiert oder gesprengt, u.a. die Festung Laboe. Bei der Marineindustrie gab es einen Einbruch durch fehlende Aufträge, alle großen Betriebe arbeiten aber irgendwie weiter, z.B. mit Reparatur, Bau von Fischdampfern und Motorschiffen im Rahmen der Reparationsleistungen.
1920 wurde die ehemalige Kaiserliche Werft, jetzt Reichswerft, der Deutschen Werke Aktiengesellschaft, Berlin angegliedert.
Seit 1927 gab es bereits wieder Rüstungsproduktion in Kiel - entgegen dem Versailler Friedensvertrag.
1935 wurde Kiel "Stadt der Kriegsmarine".
Von 1937 bis 1943 gehen die Howaldtswerke in den Besitz der Deutschen Werke (und damit in Reichsbesitz) über. Ab 1939 unterstehen sie, wie andere Werften auch, der Kriegsmarine.
Kiel hatte aufgrund seiner Lage, der militärischen Infrastruktur und der Marineindustrie eine große Bedeutung während des Zweiten Weltkrieges.
Von 1939-45 wurden ZwangsarbeiterInnen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in der Kieler Rüstungsindustrie ausgebeutet (Insgesamt gab es über 36.000 ZwangsarbeiterInnen in Kiel, der Großteil war in der Rüstungsindustrie beschäftigt). Viele der ZwangsarbeiterInen starben aufgrund der unmenschlichen Lebensbedingungen, kamen bei Bombardierungen ums Leben oder wurden im Arbeitserziehungslager Nordmark in Russee ermordet.
Da wir diesen Teil Kieler Geschichte besonders wichtig fanden, haben wir dazu einen Exkurs gemacht.

Kiel wurde wegen seiner militärischen Bedeutung im 2.Weltkrieg zu 80% zerstört,
nach 1945 lagen ca. 400 Schiffswracks in der Förde, die Werften waren zu 95 % zerbombt.
Die Alliierten wollten durch Demontage der Rüstungsbetriebe verhindern, dass Kiel je wieder zum Kriegsmarinehafen wird. (dazu auch mehr im Exkurs "Demontage")
Zunächst ließen die Alliierten nur Handelsschiffbau zu - die Howaldtswerke durften als einzige Werft weiter produzieren (sie sollten im Rahmen der Reparationsleistungen Reparaturen an Schiffen und Minenräumbooten durchführen.

Aufgrund des "Zerstörungsplanes der Militärregierung für die Liquidierung des Ostufers" gab es eine Großdemo mit Beteiligung von Stadtpolitikern in Kiel mit ca. 22 000 TeilnehmerInnen. Sie protestierten gegen die Demontage und Sprengung der Werftgebäude durch die Alliierten.
1950 wurde der Neubau von Seeschiffen wieder freigegeben und 1956 wurde Kiel Stützpunkt der Bundesmarine.
1967 vereinigten sich die Kieler und die Hamburger Howaldtswerke und die Deutsche Werft AG, Hamburg zu den Howaldtswerken Deutsche Werft AG.


Hintergründe und aktuelle Situation der Rüstungsindustrie in Deutschland

Die Rüstungsindustrie in Deutschland ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Aufträge bekommt sie vom deutschen Verteidigungsministerium und von Ländern aus aller Welt. Der Verteidigungshaushalt in Deutschland ist begrenzt, darüber lamentieren immer wieder Bundeswehr und Industrie. Mehr verdient die deutsche Rüstungsindustrie am Export. Auf dem Weltmarkt haben deutsche Rüstungsfirmen einen guten Ruf in Bezug auf Technologie, Elektronik und Kommunikation.
Die deutsche Marineindustrie hatte in den 90iger Jahren weltweit eine Spitzenstellung bei Fregatten (60% des Weltmarktes) und U-Booten (58 % des Weltmarktes). Mit der U-Boottechnologie für konventionelle U-Boote (U 212) und der Torpedotechnologie (DM 2A 4) ist Deutschland weltweit führend.
Abhängig sind Rüstungsfirmen von Export-Erlaubnissen - mehr oder weniger, denn oft ist es möglich über ausländische Tochterfirmen oder aber durch Einzelteillieferung oder Lizenzvergaben Verbote zu unterlaufen. Dennoch beschwert sich die Wehrtechnische Industrie (im Folgenden WT-Industrie) über die von Rot/Grün verschärften Rüstungsexportbeschränkungen.
Die Konkurrenzfähigkeit innerhalb Europas sei nicht mehr sichergestellt. In einem Artikel des Report-Verlages heißt es, Frankreich und Großbritannien würden den Stellenwert von Rüstungsexporten ganz anders bewerten, sie würden Rüstungsexporte als Instrument der Außenpolitik und als unverzichtbar zum Erhalt der wehrtechnischen Industriekultur verstehen.
Vertreter der Industrie behaupten gar, dass die deutsche WT-Industrie wegen der vielen Beschränkungen nach planwirtschaftlichen Kriterien funktioniere - oft müssten auch beim Export Kompensationskäufe getätigt werden.
Die wehrtechnische Industrie fordert u.a. eine bessere Ausrüstung der Bundeswehr (im folgenden BW), finanzielle Absicherung von Entwicklungsvorhaben, Harmonisierung der europäischen Wettbewerbsbedingungen und den Erlass von Gesetzen auf Gegenseitigkeit bei Beschaffungsvorhaben aus dem Ausland.
Der Arbeitskreis der Betriebsräte aus Wehrtechnik und Luft- und Raumfahrtindustrie fordert wegen dem andauernden Arbeitsplatzabbau in diesen Industrien (von 280 000 1990 auf 90 000 im Jahre 2000) die Einberufung einer nationalen Vergabekonferenz für staatliche Rüstungs- und Luftfahrt-Aufträge.
Von seiten der Industrie wird auch betont, wie unverzichtbar die bundesdeutsche Rüstungsindustrie aus sicherheitspolitischen, technologischen und beschäftigungspolitischen Gründen sei.
Subventioniert wird die Rüstungsindustrie u.a. durch staatliche Zuschüsse für Forschung und Entwicklung.
Viele Firmen haben auch Standbeine in der zivilen Produktion.

Rheinmetall ist mit 1,4 Mrd. US-Dollar Umsatz der größte deutsche Rüstungskonzern und damit weltweit auf Platz acht.
EADS als deutsch/französisch/britischer Konzern liegt mit 5,4 Mrd. US-Dollar Umsatz auf Platz sieben. Viele andere Firmen sind Tochtergesellschaften von europäischen oder amerikanischen Konzernen.
Auf europäischer Ebene wird versucht, länderübergreifende Zusammenschlüsse zu schaffen, wie z.B. der aus der deutschen DASA, der französischen Aerospatiale MATRA und der Spanischen CASA entstandene EADS-Konzern, um weiterhin konkurrenzfähig gegenüber der amerikanischen Rüstungsindustrie zu bleiben.
Auch haben die Staaten Frankreich, Italien, Großbritannien und Deutschland die Organisation OCCAR gegründet, die das Management gemeinsamer Rüstungsprojekte übernimmt. Mit Hilfe einer EU-Rüstungsagentur sollen in Zukunft EU-weit die europäischen Systeme vereinheitlicht werden und die Entwicklungs- und Beschaffungsprogramme aufeinander abgestimmt werden.
Nach dem 11.09.01 und der darauf folgenden Aufrüstung sind viele der internationalen Rüstungsaktien gestiegen, z.B. von L3 Communications, Raytheon und Lockheed Martin.
Der Krieg der Zukunft ist ein Kampf um Informationen, sagen Experten - High-Tech Elektronik ist gefragt. Die Stärke der deutschen Industrie scheint im Bereich der Kommunikationselektronik, der Verteidigungselektronik und der Sensortechnologie zu liegen.
Auf der anderen Seite ist Deutschland ein Land mit im internationalen Vergleich hohen Löhnen und ohne Subventionen hat die deutsche Rüstungsindustrie im Wettbewerb keine Chance.

Firmen, die im Rüstungsgeschäft tätig sind, verheimlichen ihre Tätigkeit meistens nicht mehr. Noch vor 15 Jahren hätten Firmen sich gescheut, in der Öffentlichkeit über ihre Geschäfte in der Rüstungsbranche zu reden.
Seitdem hat sich viel getan: die Implosion des Ostblocks, der Golfkrieg mit deutscher Unterstützung, der Jugoslawienkrieg der maßgeblich durch Deutschland angeheizt wurde, deutsche Soldaten in aller Welt, öffentliche Gelöbnisse, ...
Militär und Kriege haben ihr schlechtes "Image" verloren. Schließlich geht es darum, deutsche Interessen im Ausland durchzusetzen und wenn wirtschaftlicher Druck und Ausbeutung nicht ausreichen, muß auch mal ein Krieg geführt werden. Eine bedeutende Rolle kommt auch der europäischen Truppe zu, die, falls genug Geld hineingesteckt wird, die wirtschaftliche Konkurrenz zur USA auf militärischem Gebiet noch unterstreichen wird.

Auch wenn Militär und Rüstung wieder salonfähig sind, bleibt das Phänomen, daß in einer Stadt wie Kiel, die dermaßen viele Arbeitsplätze im militärischen und Rüstungsbereich hat, fast nie über dieses Thema diskutiert wird.

Situation der Rüstungsfirmen in Kiel

In Kiel sind die ansässigen Rüstungsbetriebe vor allem im Marineschiffbau und der Zulieferindustrie tätig.
HDW ist eine der Großwerften dieser Branche, die anderen sind die Blohm & Voss GmbH in Hanburg und die Thyssen Nordseewerke GmbH in Emden (beide gehören zu ThyssenKrupp).
Zu den mittleren Werften im Marineschiffbau gehören: Abeking & Rasmussen in Lemwerder, die Friedr. Lürssen Werft in Bremen, die Flensburger Schiffbaugesellschaft mbH & Co KG, die Krögerwerft GmbH & Co KG in Rendsburg (gehört zu Lürssen) und die Peenewerft in Wolgast.
Die deutsche Schiffbauzulieferindustrie ist nach Japan die zweitgrößte in der Welt und zählt ca. 4.000 Betriebe mit 70.000 Beschäftigten und hat einen Jahresumsatz von 16 Mrd. DM (ca. im Jahre 2000).
Ein Trumpf der hiesigen Firmen scheint in der technologischen Kompetenz zu liegen.
Die Rüstungsindustrie und die Zulieferbetriebe in Kiel bauen jedoch kontinuierlich Arbeitsplätze ab. Ob dies auch tatsächlich im militärischen Bereich geschieht ist fraglich. Bei HDW wird zumindest die zivile Produktion immer weiter heruntergefahren. Gründe für den Arbeitsplatzabbau sind zum einen die weitere Rationalisierung, zum anderen die Konkurrenz durch billigere Anbieter in anderen Ländern. Diese Tendenz wird auch weiterhin fortbestehen.
Der größte Rüstungsbetrieb ist nach wie vor HDW, die weltweit führende Werft in konventioneller U-Boot-Technologie. Davon profitieren auch viele der Zulieferbetriebe. Diese sind jedoch auch stark im Exportgeschäft tätig und scheinen international auch noch konkurrenzfähig zu sein.

Die Kieler Rüstungsfirmen wechseln, wie überall, häufig die Besitzer und Namen. Die meisten Firmen sind von großen deutschen oder internationalen Konzernen aufgekauft worden.
So gehört Raytheon Marine zu Raytheon/USA, dem weltweit viertgrößten Rüstungskonzern (12 Mrd. $ Umsatz)
GEDIS gehört zu Rohde & Schwarz (großer deutscher Rüstungskonzern)
HDW zu OEP/USA (Bank)
Thales Naval und TEK zu Thales, Frankreich dem weltweit sechstgrößten Rüstungskonzern (5,6 Mrd.$ Umsatz)
ELAC-Nautik gehört zu L-3 Communications/USA (großer Rüstungskonzern)


Subventionen


Gerade die Werften bekommen auch verschiedene Subventionen: zum einen aus dem EU- Strukturfonds und zum anderen Werftenförderung aus Bundes- und Landesmitteln. Als versteckte Subvention kann man z.B. den Ankauf des HDW-Geländes in Dietrichsdorf und vor Kurzem an der Hörn zu völlig überteuerten Preisen durch die Stadt Kiel bezeichnen. Rüstungsbetriebe, die mit ziviler Produktion anfangen wollen, wurden in den 90igerJahren gefördert durch das Programm KONVER-UP = Konversionsbezogene Unternehmensprojekte. KONVER II (von 1995-1999) wurde in Schleswig-Holstein mit 17 Mio. DM aus EU-Mittel gefördert, mit einer Kofinanzierung des Landes Schleswig-Holstein von 10 Mio. DM. Beteiligt an KONVER sind die geförderten Unternehmen, das Schleswig-Holsteinische Institut für Friedenswissenschaften (SCHIFF), das Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft, die Technologie-Beratungsstelle Schleswig-Holstein, ..
Gefördert wurden z.B. ELAC, FFG, FWN, ESW Extel, MaK ,Schwarting, Gabler Maschinenbau, VST - Vossloh System-Technik

Gewerkschaften: Arbeitsplätze um jeden Preis


In der Debatte um Arbeitsplätze spielt es keine Rolle was produziert wird. Die Gewerkschaften reden auch in Bezug auf Kieler Rüstungsbetriebe nur von Arbeitsplätzen und Standortsicherung - um zivile Produktion geht es schon lange nicht mehr. Einen Arbeitskreis "Zivile Produktion" in der IG Metall gibt es noch, er ist, unseres Wissens nach, in Kiel aber nicht aktiv.

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