(Gegenwind 174, März 2003)

Serie:

KÜSTE: Künstler-Stammtisch für EinwanderInnen

Seit Anfang 2002 treffen sich auf Einladung des Flüchtlingsbeauftragten des Landes und der AWO-Migrationsberatung (Projekt KISS) regelmäßig Künstlerinnen und Künstler, die nach Schleswig-Holstein eingewandert sind. Beim Stammtisch KÜSTE (Künstler-Stammtisch für EinwanderInnen) geht es um Fragen wie Künstlerversicherung, Organisation von Ausstellungen oder Informationen über Auftrittsmöglichkeiten.

Im Laufe des Jahre 2003 werden wir eine Reihe von Künstlerinnen und Künstlern im Gegenwind vorstellen, vielleicht können wir damit auch Kontakte vermitteln und Auftrittsmöglichkeiten schaffen. KünstlerInnen und Künstler, die Kontakt suchen oder im Rahmen der Serie vorgestellt werden möchten, wenden sich an:

Zwei: Maisae Alabdallah

Maisae Alabdallah wurde in einer kleinen malerischen Stadt in Syrien geboren. Diese Stadt breitet sich sowohl in der Ebene, als auch am Hügel aus, und lässt sie dadurch zweigeteilt erscheinen. Sie absolvierte ein Kunststudium in Syrien, arbeitete dort acht Jahre als Kunsterzieherin, bevor sie 1992 nach Deutschland übersiedelte. Sie wohnt jetzt mit Mann und Sohn in Kiel, wo Frau Alabdallah ein Studium an der Muthesius Hochschule erfolgreich absolvierte, und zu Zeit nebenbei auch als Dolmetscherin und als Leiterin von Computerkursen für Migrantinnen tätig ist.

Als freie Künstlerin hat sie sich schon in vielen Bereichen ausgedrückt; von einer großen Anzahl sehr aussagekräftiger Skulpturen, über Installationen und Video­kunst hin zu Werken, an denen der Betrachter aktiv beteiligt wird.

Maisae Alabdallah hat bereits mehrfach ihre Projekte in Ausstellungen präsentiert, unter anderem auch im Bundesverfassungsgericht zum 50-jährigen Jubiläum.

In Malente installierte sie im Rahmen einer Ausstellung Projekte im Kurpark eine Rutsche, zum Teil auch als Erinnerung an ihre Kindheit in der kleinen Stadt, wo die Beziehung der Menschen zur Natur sehr viel enger, und der Einfaltsreichtum, sich Spielräume zu schaffen, doch erheblich größer war, als es in den großen Ballungsgebieten möglich ist. Es war einmal... titulierte sie die Rutsche, die aus einer Lehmbahn an einem Hang besteht. Dieser Lehm wird mit Hilfe von Wasser so glatt, dass man auf ihm hervorragend hinunterrutschen kann. Die eingeladenen Schulkinder, die dieses Projekt ausprobierten, waren jedenfalls restlos begeistert. Die Eltern hatte man vorgewarnt, und so war dieses Vergnügen ungetrübt.

Ein Kunstprojekt, das unter die Haut geht, behandelt das Thema "Frauen in ihrer Gesellschaft".

N'kosi, sikelel i'Africa (Gott, segne Afrika, die Hymne der Befreiungsbewegung ANC), nennt sie eine Arbeit aus dem Jahr 2000. Das Foto eines am Strand liegenden unbekleideten Mädchens wurde als Puzzle gefertigt.

Die einzelnen Teile liegen auf einem Tisch aus, und sollen in einen Rahmen eingefügt werden. Als Vorlage dient ein gleichgroßes Bild, das an der Wand hängt. Wenn der Betrachter die Teile zusammenfügt, wird er feststellen, dass ein Teil fehlt. Das Mädchen hat keinen Unterleib.

In einer auf dem Tisch stehenden pyramidenförmigen Schmuckdose findet er das passende Teil, das allerdings, anders als auf dem Bild an der Wand, eine verstümmelte Vagina zeigt.

"Warum ist die Dose pyramidenförmig?" - "Man hat in den Pyramiden Mumien gefunden, die darauf schließen lassen, dass bereits die Pharaonen ihre Töchter beschnitten haben."

In ihren Werken hat Maisae Alabdallah ein Medium gefunden, sich klar und unmissverständlich auszudrücken.

Karin Spindler

(Kontakt über KÜSTE oder über die Gegenwind-Redaktion)

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