(Gegenwind 234, März 2008)

Diskussion: Türkisch-Unterricht an Schleswig-Holsteins Schulen? - Teil 2

Chancen im möglichen Rahmen nutzen

Sylvia Eisenberg

Es trifft zu, dass die Kenntnis möglichst vieler Fremdsprachen in unserer globalisierten Welt hilfreich ist und uns im Arbeitsleben wettbewerbsfähig macht, doch bedeutet dieses nicht automatisch, dass ein bunter Strauß an Sprachen in den Schulen als pflichtmäßiges Unterrichtsfach angeboten werden kann. Fachleute haben sich auf eine grobe Schätzung von weltweit 6.000 lebenden Sprachen geeinigt, so dass allein durch diese immense Sprachenanzahl Grenzen bezüglich einer Unterrichtsverpflichtung bzw. eines Unterrichtsangebotes auftreten. Auch lässt sich die weltweite Bedeutung der englischen Sprache nicht wegdiskutieren.

Die CDU ist sich aber noch weiterer gegebener landestypischer Umstände bewusst. Bedingt durch die (zeitweilig gemeinsame) Historie des Landes Schleswig-Holstein sowie die gemeinsame Landesgrenze mit Dänemark ist nachzuvollziehen, dass das Dänische in unserem Lande eine besondere Rolle spielt. Doch trotzdem gibt es für die Sprache Dänisch keine Pflichtangebote für alle schleswig-holsteinischen Schülerinnen und Schüler! Die Rolle des Dänischen in Schleswig-Holstein kann bedingt durch die eben erwähnten Gründe keineswegs auf andere Länder und Sprachen übertragen werden.

Zudem ist es zwar wissenschaftlich erwiesen, dass gute Kenntnisse in der Muttersprache das Erlernen weiterer Fremdsprachen erleichtern, doch diese Tatsache hilft den türkischen Kindern im Einschulungsalter von sechs Jahren auch nicht wirklich. Denn erst zu diesem Zeitpunkt könnte der Türkischunterricht in der Schule einsetzen, der Deutschunterricht sowie die Unterrichtung der anderen Fächer in der deutschen Sprache beginnen hier jedoch auch. Wünschenswert wäre also daher, dass z. B. die Kinder mit türkischem Migrationshintergrund, bereits vor der Einschulung sprachlich unterstützt werden. Da zumeist die Muttersprache in den Familien Umgangssprache ist, erscheint eine solche Maßnahme als sinnvoll und wird im Rahmen von SPRINT auch vorgenommen. Diese Unterstützung muss in vielen Fällen sicherlich auch auf die Familie ausgedehnt werden, da es immer noch Familienmitglieder gibt, welche die deutsche Sprache nicht beherrschen. Ich denke hier z. B. an Projekte, in deren Rahmen Kinder bereits vor der Einschulung gefördert werden, um ihre Defizite in der deutschen Sprache abbauen zu können und parallel die Mütter ebenfalls gefördert werden. Analog zu unser aller Forderung nach Weltoffenheit und Globalisierung, bietet sich eine solche Sprachunterstützung an. Einem Türkischunterricht auf freiwilliger Basis, wenn die entsprechenden Voraussetzungen wie finanzielle Rahmenbedingungen, Stundenkontingente und auch entsprechend ausgebildete Lehrkräfte gegeben sind, steht neben solcher Förderung nichts im Wege.

Sylvia Eisenberg, CDU-Landtagsabgeordnete
Vorsitzende des Bildungsausschusses des Schleswig-Holsteinischen Landtages

Weitere Beiträge zur Diskussion (auch von Teil 1 aus Gegenwind (Nr. 233, Februar 2008))

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