(Gegenwind 315, Dezember 2014)

Die Flugenten genießen ihre Bewegungsfreiheit im Fließgewässer auf Hof Kubitzberg.
Die Flugenten genießen ihre Bewegungsfreiheit im Fließgewässer auf Hof Kubitzberg.

Landwirtschaft

Ein Festtagsbraten mit gutem Gewissen

Gerade an Weihnachten möchte man mit gutem Gewissen schlemmen. Wie man ein leckeres Essen in bester Qualität und eine gute Tat für Mensch und Tier unter einen Hut bringt, zeigt Hof Kubitzberg in Altenholz. Hier werden jedes Jahr Gänse und Enten nach den strengen Richtlinien von Bioland für die Weihnachtssaison herangezogen. Doch das ist noch nicht alles, denn mit jeden Euro, den man im Hofladen ausgibt, unterstützt man die Arbeit mit Menschen mit Behinderung.

Hof Kubitzberg beschäftigt zurzeit 60 Mitarbeiter, die wegen einer psychischen Erkrankung oder Behinderung keine Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ausführen können. Die Betriebsorganisation ist darauf ausgerichtet, die Mitarbeiter in den unterschiedlichen Produktionsbereichen zu beschäftigen. So bringen die Mitarbeiter nicht nur täglich die Gänse auf die Weide und betreuen diese liebevoll; sie helfen auch bei der Vermarktung im Hofladen.


Gänse ernähren sich rein pflanzlich. Deswegen ist Weidehaltung für die Tiere optimal.
Gänse ernähren sich rein pflanzlich. Deswegen ist Weidehaltung für die Tiere optimal.

Doch nicht nur die Mitarbeiter bekommen in der anerkannten Werkstatt für Menschen mit Behinderung eine besondere Behandlung. Auch die Tiere leben anders als ihre Artgenossen in der konventionellen Landwirtschaft. Auf Hof Kubitzberg werden die Gänse jeden Morgen auf die Weide getrieben und abends wieder reingeholt, um sie vor dem Fuchs und anderem Raubwild zu schützen. Im Stall bekommen sie zusätzlich Kleegras und ein Gemisch aus Hafer, Weizen und Erbse oder Ackerbohne aus eigenem Anbau. Dies ist besonders wichtig, da Gänse Pflanzenfresser sind, die ihr Futter hauptsächlich an Land suchen. Sie können täglich bis zu einem Kilogramm Gras fressen. Bei Bioland ist deshalb ein Grünauslauf von mindestens 15 m2 pro Gans Pflicht. In der konventionellen Gänse- und Entenhaltung sind weder der Auslauf auf der Weide, noch Einstreu im Stall vorgeschrieben. Auch Zugang zu einer Wasserstelle ist nicht obligatorisch. Bei Bioland ist das Pflicht. Gerade Enten brauchen Wasser, um sich zu waschen, zu schwimmen und um kleine Schnecken, Kaulquappen oder Käfer zu suchen. Im Gegensatz zu den „vegetarischen” Gänsen, sind Enten echte Raubtiere, die ständig auf der Suche nach einem Leckerbissen sind. Auf Hof Kubitzberg haben die Flugenten einen kleinen Fließgewässerteich. So wird sichergestellt, dass sich keine Keime oder Krankheitserreger im Wasser ansammeln. „Zudem können sich unsere Flächen mehr als ein halbes Jahr ‚erholen’, da wir Gänse und Enten nur vom Sommer bis zur Schlachtung Ende November halten”, erklärt Simon Schmitz von Bioland-Hof aus Altenholz. In der konventionellen Geflügelhaltung kommt es durchaus vor, dass Mastgeflügel mit mehreren Durchgängen „das ganze Jahr hindurch” produziert wird oder dass die Tiere nie den Stall verlassen dürfen.

Simon Schmitz legt großen Wert auf das Tierwohl. Tägliche Kontrollen sind obligatorisch.
Simon Schmitz legt großen Wert auf das Tierwohl. Tägliche Kontrollen sind obligatorisch.

Die Haltung nach den strengen Bioland-Richtlinien und den Einsatz für Menschen mit Behinderung wissen die Kunden zu schätzen: „Unsere Bio-Gänse und -Enten werden jedes Jahr komplett verkauft”, freut sich Simon Schmitz. In diesem Jahr werden auf dem Betrieb rund 140 Gänse und 80 Flugenten gehalten. „Die Vorbestellungen starten Mitte Oktober und bis Ende November sind die Tiere größtenteils schon reserviert”, erzählt der 32-jährige. „Am Anfang dachte ich, dass es ein Nachteil ist, dass die Schlachtkörper unterschiedlich groß sind, aber unseren Kunden gefällt es gut, dass sie sich eine Gans oder Ente in der Größe ihre Wahl aussuchen können. Ob einen Braten für vier Personen oder eine große Familienfeier, wir können alles anbieten”, berichtet Schmitz. Das Schlachtgewicht der Gänse liegt im Durchschnitt bei 4,2 kg. Die Enten bringen ausgeschlachtet im Mittel 2,8 kg auf die Waage. Bei ihrer Schlachtung sind die Gänse und Enten zwischen 21 und 23 Wochen alt. Damit werden die Tiere in der ökologischen Haltung fast doppelt so alt wie in der konventionellen. Das langsamere Wachstum fördert die Fleischqualität und die Tiere haben weniger Probleme beim Laufen und der Ausübung des tiergerechten Verhaltens. Außerdem nehmen sie mehr Grundfutter auf und benötigen weniger Mastfutter bis zur Schlachtreife. So können die Gänse und Enten artgerecht auf der Weide grasen und zusätzlich Schnecken und Käfer im Teich „jagen”.

Kathrin Ivens
Bioland Schleswig-Holstein / Hamburg / Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Wer sich jetzt noch schnell einen Festtagsbraten mit gutem Gewissen und guter Tat inklusive reservieren möchte, meldet sich bei Hof Kubitzberg unter Telefonnummer 04 31 | 3 29 46 - 0 oder schaut persönlich vorbei: Hof Kubitzberg 2; 24161 Altenholz.

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